"Du kannst die Kreativität nicht aufbrauchen. Je mehr du sie benutzt, desto mehr hast du."
- Maya Angelou -

Mit diesem kurzen, aber einprägsamen Zitat möchte ich dich mit auf eine Reise nehmen, in deren Verlauf wir die Kreativität genauer betrachten werden. Was ist Kreativität eigentlich, wo entsteht sie und was können wir tun, wenn sie erlischt? Diese Fragen habe ich mir in letzter Zeit oft gestellt und ich heiße dich willkommen, meinen Antworten zu lauschen.
Was ist Kreativität?
Im letzten Winter unternahm ich eine Wanderung mit meiner Kamera. Nach einiger Zeit erreichte ich eine zugefrorene Pfütze, die von oben betrachtet aussah wie die Drohnenaufnahme eines sich schlängelnden Flusses. Schnell packte ich meine Kamera beiseite und betrachtete sehr lang die Pfütze, während ich in meinem Kopf winterliche Bilder und Landschaftsaufnahmen plante. Genau das ist für mich Kreativität: Eine schöpferische Kraft, mit der ich aus allem bisher Erlebten etwas Eigenes schaffe. Speziell habe ich in den letzten Jahren festgestellt, dass bei all meinen Versuchen rund um die Fotografie und die Kreativität aber noch weitere „Dinge“ essenziell waren. Während meines Brainstormings an der Pfütze war nicht nur die initiale Inspiration ausschlaggebend, sondern auch der Mut zu experimentieren und gegebenenfalls mit meinen Vorstellungen zu scheitern. Zu guter Letzt brauchte es auch das entsprechende Werkzeug, nämlich die Kamera, um die ersten Ergebnisse zu erzielen. Insgesamt ist Kreativität also eine Ansammlung aus Inspiration, Experimentierfreude, Mut zu Scheitern und einem kreativen Werkzeug.

Die Pfütze der Inspiration.

"Kreativität ist wie Curry, eine Mischung aus vielen einzelnen Gewürzen"
Kann man lernen ein kreativer Mensch zu werden?
Wenn man auf Wikipedia nach einer Definition sucht, ist folgendes zu finden:
"Kreativität ist die Fähigkeit, etwas zu erschaffen, was neu oder originell […] ist."
Dieser Aussage stimme ich vollkommen zu, insbesondere dass es sich um eine Fähigkeit handelt, nicht um eine Eigenschaft. Wie weiter oben ausgeführt ist die Kreativität ein Mix aus vielen Fähigkeiten und alle sind (unabhängig voneinander) erlernbar. Das heißt Kreativität ist kein „angeborenes Ding“, dass einem in die Wiege gelegt wird, sondern ein Skill, der gefördert und gefordert werden kann. Für mich gibt es keine kreativen und unkreativen Menschen, es nur gibt nur trainierte und untrainierte. Natürlich gibt es solche, die in einzelnen Facetten eine Begabung mit sich bringen, beispielsweise ein besonderes Vorstellungsvermögen besitzen. Oder jene, die seit ihrer Kindheit zeichnen, musizieren oder fotografieren und deshalb über viel ausgeprägtere Werkzeuge verfügen, um ihre kreativen Gedanken auszudrücken. Aber wie ich es drehe und wende komme ich immer wieder zu demselben Schluss: Kreativität und ihre einzelnen Wesenszüge sind erlernbar und trainierbar. Und es lohnt sich in jedem Alter diese Welt zu erkunden, da sie eine Entwicklung des Geistes erlaubt, wie sie in kaum einem anderen Lebensbereich zu finden ist
Konkrete Tipps, um deine Kreativität zu befeuern.
1.) Wechsel dein Werkzeug
Kameras, Zeichenutensilien oder Instrumente sind letztendlich nur Werkzeuge, um Vorstellungen und Ideen auszudrücken. Selbstverständlich ist es wichtig für einen Kreativen, zumindest ein Werkzeug zu erlernen, mit dem man seine Geschichte erzählen kann. Allerdings kann es auch limitieren nur über eines dieser Werkzeuge zu verfügen. Wenn ich feststelle, dass ich mich mit meinem Werkzeug, der Kamera, nicht ausdrücken kann, versuche ich ein anders und zeichne beispielsweise, was ich vor meinem inneren Auge sehe. Das heißt etwas völlig Neues zu probieren kann helfen die Kreativität zu befeuern. Und hierbei musst du dich nicht durch zu hohe Selbstansprüche blockieren. Es braucht zum Beispiel kein teures Zeichenset und du musst auch nicht die nächste Mona Lisa malen. Vielleicht macht schon eine einfache Bleistiftzeichnung deiner nächsten Szene den Unterschied.
Wenn ich mich mit der Kamera uninspiriert fühle, versuche ich das Zeichnen.
2.) Inspiriere dich
Inspiration ist das A und O eines kreativen Menschen. Denn wer weiß, was bereits existiert und sich diesen Eindrücken öffnet, lernt Originelles zu erkennen. Deshalb investiere ich ungefähr 15 Minuten pro Tag, um mich inspirieren zu lassen. Praktisch sieht das so aus, dass ich eine Liste an Künstlern (meist Fotografen) zusammengestellt habe, und regelmäßig auf ihren Portfolios unterwegs bin. Gelegentlich versuche ich einige Werke als Hommage nachzustellen. Meist entstehen dann allerdings völlig neue Bilder, da sich in diesen Schaffungsprozess meine eigenen Ideen und Perspektiven einmischen. Besonders wichtig finde ich, ein gutes Gleichgewicht aus Inspiration und Limitierung zu finden. Denn zu viel Inspiration führt bei mir zu einer Flut aus Ideen, welche mich letztendlich blockiert. Ich denke deshalb, dass Soziale Medien wie Instagram und Co. nur mit Vorsicht zu genießen sind, da sie überreizen können. Für mich sind Websiteportfolios und gedruckte Bücher/ Prints der beste Weg.

"Astrofotografie ohne Spezialausrüstung" von Katja Seidel hat mich sehr inspiriert und geprägt.

3.) Schnappschüsse statt Selbstansprüche
Letztens habe ich realisiert, dass ich alle meine Fotografien nur noch mit viel Aufwand und Planung umsetze. Dabei bin ich zwar oft mit dem Endergebnis zufrieden, aber der eigentliche Prozess des Schaffens ist nur noch von hohen Selbstansprüchen geprägt gewesen. Irgendwo in den letzten Monaten ist meine Freude am Fotografieren verloren gegangen und im Alltag packte ich meine Kamera nicht mehr aus. Kommt dir das bekannt vor? „Glückwunsch“, dann gehörst du zu den Menschen mit zu hohen Selbstansprüchen. Ich habe selbst festgestellt, dass das ein richtiges Problem werden kann und meine Kreativität immens einschränkt. Allerdings denke ich eine gute Lösung gefunden zu haben: Minimalisiere deine Werkzeuge und Ziele. Das heißt, anstatt mit einem riesigen Repertoire an Technik das perfekte Bild für einen Fotowettbewerb umsetzen zu wollen, mache einfach einen Spaziergang nur mit deiner Handykamera. Und nimm dir vor die Bilder nur für dich zu machen, für dein individuelles Fotoalbum an schönen Momenten. Du darfst dir sogar die Erlaubnis geben, gar kein Bild zu machen; denn Druck führt zu nichts. Wahrscheinlich wirst du mit der Zeit feststellen, dass die Neugierde und der Genuss des Prozesses wiederkehren. Und wenn du an den Punkt kommst, wo du fein damit bist, auch mal ein richtig schlechtes Bild gemacht zu haben, dann kann aus dieser Freiheit wieder Kreativität entspringen.

Polaroid Kameras wie die Instax mini 90 sind eine gute Möglichkeit, limitierte Schnappschüsse für das Fotobuch aufzunehmen.

4.) Brich deinen Weg
Seine Neige und seinen Stil gefunden zu haben ist cool und ein riesiger Schritt in der kreativen Entwicklung. Dadurch bist du orientiert und so richtig angekommen in der Bubble der Kunstschaffenden. Aber kannst du dich an die obigen Grundpfeiler der Kreativität erinnern? Vor Allem an den Punkt, dass Experimentierfreudigkeit eine entscheidende Rolle spielt? Was denkst du macht das mit deiner Kreativität, wenn du nur in deiner Neige denkst und handelst… Ich glaube es ist essenziell immer wieder Neues auszuprobieren, um sich herauszufordern und zu entwickeln. Deshalb empfehle ich dir, egal ob du Anfänger, Fortgeschrittener oder Profi bist, regelmäßig Abstecher in andere kreative Bereiche zu unternehmen. Das kann so aussehen, dass du deine Werkzeuge erweiterst oder limitierst, auf eine andere Richtung spezialisierst oder das „Drumherum“ ausbaust. Du könnest beispielsweise einen Startracker leihen und Astrofotografie versuchen oder vielleicht ist es Zeit ein Portfolio anzulegen? Möglicherweise solltest du von digital auf analog oder zurück wechseln oder statt eines Fotos ein Aquarell versuchen? Alternativen gibt es viele, wichtig ist eine umzusetzen.

Nahaufnahme des Mondes durch mein Reflektorteleskop.

5.) Persönlicher Kontakt
Ich habe mal gelesen, dass das Ergebnis eines gedanklichen Prozesses per se besser wird, wenn 2 Leute daran beteiligt sind, anstatt einer. Da dem kreativen Schaffungsprozess im Grunde immer eine Ideen- und Planungsphase vorausgeht, halte ich es für ziemlich interessant genau an dieser Stelle mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Denn Kritik, Inspiration und Ermutigung sind meiner Meinung nach die stärksten Einflussfaktoren in kreativen Prozessen. Ich glaube, wenn du anfängst (bzw. es ausbaust) andere Kreative an deinen Vorstellungen teilhaben zu lassen, kann daraus etwas wirklich Atemberaubendes entstehen, was du dir vielleicht allein nicht zugetraut hättest. Deshalb möchte ich dich ermutigen nach Kursen, Anleitungen und Gleichgesinnten zu suchen, da sie dich in jedem Fall bereichern werden.
6.) Mut für die Anfänge
Als ich angefangen habe meine Website aufzubauen hatte ich weder ein Portfolio noch viel Erfahrung mit Fotografie. Irgendwie nahm ich einen riesigen Druck wahr mich framen zu müssen, das heißt auf eine bestimmte Neige und einen kontinuierlichen Stil festzulegen. Wenn ich Websites anderer Kreativschaffender anschaute, sah ich perfekte Bilder, wenn ich ihr Instagram betrachtete, sehr viel Reichweite und Einzigartigkeit. Ich stellte mir oft die Frage, wie diese Leute angefangen haben und wie sie sich zu diesem Zeitpunkt präsentierten. Irgendwann gab ich mir die Erlaubnis auf meiner Website einfach das zu machen, wonach mir gerade der Sinn steht. Diese Erfahrung möchte ich weitergeben, dass du den Mut aufbringen darfst, wirklich das zu machen und zu präsentieren, was dich erfüllt. Wenn du ein Portfolio nur über Pilzfotografie machen möchtest, dann tu das. Wenn du breit aufgestellt bist und Gott und die Welt fotografierst, dann zeig das. Und wenn du deinen Stil noch nicht gefunden hast, ist deine Kunst trotzdem wert gezeigt zu werden. Wichtig ist, dass du mit deinen Ergebnissen zufrieden bist bzw. auch die Leute, auf deren Kritik du wert legst. „Reichweite“, das heißt Follower auf Instagram sollten kein Kriterium dafür sein, wie gut oder schlecht du deine Kunst finden darfst. Für mich gehörte es damals dazu Instagram zu löschen und mich somit von der Perfektion und Überreizung zu lösen, die diese Plattform mit sich brachte. Bitte versteh mich nicht falsch, Instagram kann ein gutes Tool sein, wenn du weißt, wie du damit umzugehen hast. Mich hingegen hat es blockiert. Letztendlich darfst du den Mut aufbringen dich in jeder Phase deiner kreativen Entwicklung zu zeigen.
Ich wünsche dir viel Spaß einige Ideen in der Praxis zu versuchen!
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