Teil 1: Vorbereitung
In diesem Jahr war eines meiner größten Ziele, das erste Mal eine mehrtägige Backpacking Tour zu gehen. Was ich dabei erlebt habe, wie meine Vorbereitungen liefen, wo ich gewandert bin und welche Tipps ich mir rückblickend geben würde, kannst du in diesem Blog lesen. Viel Spaß!
Seit ich vor einigen Jahren das Wandern so richtig für mich entdeckt habe, geisterte in meinem Kopf die Vorstellung umher, mal nur für mich mit einem Rucksack unterwegs zu sein – also absolut autark. Das minimalistische Leben unterwegs, die Freiheit überall langgehen und campieren zu können und das tagelange Erleben der Natur löste in mir einen besonderen Reiz aus. Im März 2025 fand ich dann einen passenden Zeitraum - die Prüfungen des Wintersemesters lagen hinter mir und ich wollte mich nach einigen anstrengenden Wochen wieder mit der Natur connecten. Außerdem waren jetzt, zum Frühlingsbeginn, viele Trekkingrouten bereits geöffnet, aber aufgrund der noch kühlen Temperaturen nicht von Menschenmassen überlaufen. In mir wuchs also die Euphorie endlich loszulegen.
Die erste Frage war natürlich: Wohin. Da ich nur 4 Tage zur Verfügung hatte, wählte ich als Ziel die Sächsische Schweiz – für mich ein Perfekter Mix aus Naturerlebnis, kurzer Anreise und riesigem Wandernetz. Allerdings wollte ich keine klassischen (um nicht zu sagen einfachen) Routen laufen, genauso wenig wollte ich meine Nächte auf einem Campingplatz verbringen, die meiner Erfahrung nach mehr „Deutscher Kleingarten“ Vibe als Abenteuer mit sich bringen. Nach kurzer Recherche stieß ich auf den Forststeig, eine für 6-7 Tage ausgelegte Trekkingroute mit Biwakplätzen. Die notwendigen Tickets und Infos organisierte ich mir bei einem ansässigen Outdoorgeschäft, die im Namen des Wanderrouten-Betreibers „Sachsen Forst“ alles in ihrem Laden verkauften. Nun konnte die Vorbereitung beginnen.
Da ich aus Zeitgründen nicht den gesamten Trekkingsteig bewandern konnte, plante ich eine 4-tägige Route, die mich an den meisten der Highlights vorbeiführen würde. Wichtig waren bei der Planung vor allem zwei Punkte: Wasserquellen und Übernachtungsmöglichkeiten. Denn für mehrere Tage dutzende Liter Wasser zu transportieren war natürlich ausgeschlossen. Stattdessen war mein Plan mithilfe eines Wasserfilters Quellwasser aufzubereiten und somit maximal 2-3 Liter pro Tag in meinem Rucksack transportieren zu müssen. Das Nachkaufen von Wasser war nicht möglich, da ich auf meiner Route an keinem Supermarkt/ Tankstelle vorbeikommen würde. Auch die Rastplätze sollten gut geplant sein. Ich wollte mit meinem 1-Personen Zelt unterwegs sein und war auf die ausgeschriebenen Biwakplätze angewiesen. Das Wildcampen in der Sächsischen Schweiz ist nämlich verboten und wird (trotz des großen Gebiets) auch sehr strikt und flächendeckend von Rangern kontrolliert. Ich musste also so planen, dass ich alle 15-20 km (das war mein gewähltes Streckenpensum pro Tag) an einer offiziellen Übernachtungsstelle ankommen könnte.
Ein sehr zuverlässiges Tool für Routenplanung und Navigation, was ich wärmstens empfehlen kann, ist Komoot. Prinzipiell ist die online Nutzung kostenlos, da ich auf dem Forststeig allerdings mit sehr schlechtem Empfang rechnete, entschied ich mich, für eine einmalige Zahlung von nur 20 Euro die lebenslänglich verfügbare, weltweite Offlinenavigation freizuschalten. Sehr detailliert konnte ich somit im Vorhinein meine Route zusammenstellen, Wasserquellen suchen und die Distanzen zwischen den einzelnen Biwakplätzen kalkulieren.
Als nächstes stand die Frage im Raum, wie ich meinen Rucksack packe. Von meiner Freundin konnte ich einen 65 Liter Tourenrucksack mit Hüfttragesystem ausleihen… Perfekt! Anschließend entschied ich mich für die Halb-Halb Regel. Also: Die erste Hälfte des Rucksacks wird mit allem gepackt, was man sehr sicher benötigt – Schlafsack, Isomatte, Wechselklamotten, warme Jacke, Essen etc. Die zweite Hälfte des Rucksacks wird nur mit Ausrüstung bepackt, die einen auf unerwartete Situationen vorbereitet – Erste-Hilfe Set, Pfefferspray, physische Ersatzkarte, Regenhose…. Dabei wird diese letzte Hälfte, die Sicherheitshälfte, auch nicht komplett genutzt, sodass oben auf dem Rucksack ein gewisser Restplatz bleibt. Wenn dann die zu dicke Regenjacke doch spontan in den Rucksack wandert, weil sie zu warm wird oder sich eine unverhoffte Gelegenheit auftut die Essensvorräte aufzufüllen, muss man nicht seinen gesamten Rucksack umpacken und stopfen, sondern hat ganz entspannt Reservestauraum. Und diese Packweise hat noch einen weiteren Vorteil. Es mag ja funktionieren, zu Hause stundenlang, feinsäuberlich den Rucksack bis zum Anschlag zu packen und „geradeso alles unterzubekommen“. Aber ich verspreche dir, dass du beispielsweise dein Zelt im Starkregen nicht so super komprimiert verstaut bekommst und es sehr befreiend sein kann, etwas Puffer im Rucksack zu haben.
Ein Thema, über welches ich lange nachgedacht habe, ist das Essen. Wie schon beschrieben gab es keine Möglichkeit unterwegs planmäßig die Vorräte aufzufüllen. Das bedeutete, Essen für 4 Tage plus Reserve mitzunehmen. Ich entschied mich für ein (mit Zipbeuteln vorrationiertes) Menu aus Müsli (später aufgegossen mit heißem Wasser), Nudeln, Trockenfleisch und Müslirigel. Einige Äpfel und Möhren waren das einzig Frische, was ich mir an zusätzlichem Gewicht erlaubte. Insgesamt ist es eine Gradwanderung aus Gewichtsparen und Komfort. Die Auswahl an unverderblichen, aber leichten Lebensmitteln ist wirklich rar und professionelle dehydrierte Trekkingnahrung war mir mit ca. 5-10 Euro pro Mahlzeit schlichtweg zu teuer. Mein Vorrat war rückblickend definitiv zu eintönig, weshalb ich seitdem auf der Suche nach abwechslungsreicheren Rezepten bin.
Tatsächlich zog sich meine Vorbereitung länger als die eigentliche Tour, was im Hinblick auf die Erstmaligkeit einer solchen Wanderung allerdings vollkommen okay war. Und dann kam endlich der langersehnte Zeitpunkt, wo ich den Rucksack schulterte, meine Wanderschuhe schnürte und die Wanderung startete.